20

April

Teresa steht.

Angefangen hat es mit einer Zeitungsanzeige: 
„Welcome to Paradise. Africa Fun - Ihr Ferienclub in Angola. 
Für unser anspruchsvolles abendliches Unterhaltungsprogramm suchen wir vor allem noch Komiker”.
Vier Komiker haben darauf reagiert. Und jetzt sind sie dort. In Angola.  („Angola kannst du vergessen, Angola existiert nicht, das musst du akzeptieren, wenn du überhaupt irgendwas verstehen willst.“)
„Teresa steht.“ ist eine Annäherung an eine Verstörung. Wie reagieren wir, wenn Erzählungen, Bilder, Geschichten an den Grenzen unserer Vorstellungskraft rütteln? Was macht unsere Wahrnehmung, wenn sie mit einer Wirklichkeit konfrontiert wird, die sich gegen alle Regeln der Vernunft immun gemacht, die sich von jeder Logik losgesagt und sich als Wahn absolut gesetzt hat?
„Teresa steht.“ verlässt die Grauzone zwischen realen und irrealen Bedrohungen, zwischen Hysterie und unserer tatsächlichen Verletzlichkeit, diese Grauzone, in der wir uns seit dem 11. September 2001 bewegen und konfrontiert den Blick mit einer Realität, die sich Angola nennt. Auf jeden Einwohner wartet eine Mine und auf den Bierdosen steht „Keep your country tidy“. Bedrohungsszenarien, gegen die jede europäische Zwangsvorstellung von Chaos, Horror, Angst verblasst. Der Redefluss stockt, Erklärungsansätze stammeln, der Blick reicht nicht weiter als der Radius eines Scheinwerfers auf unebenem Gelände.
Wo sich statistisches Material jenseits unserer Vorstellungskraft einkapselt, geht „Teresa steht.“ auf Spurensuche in verstümmelten Biografien und versucht von Menschen zu erzählen, die in einer Landschaft leben, die man gemeinhin das Landesinnere nennt und die doch nur aus Inseln besteht. Inseln, zwischen denen  keinerlei Verbindung außer durch die Luft möglich ist. Inseln wie die Stadt Kuito, die kaum jemand kennt, wo man aber Minen aus aller Welt findet. Kuito, wo Olimpia den gleichen Satz gesagt hat wie Marek Edelman im Warschauer Ghetto, dass sie mit der Waffe in der Hand und erhobenem Kopf sterben will. Kuito, das als Stadt nicht mehr existiert, wo aber Olimpia immer noch lebt und wo man Bodybuilding mit Radachsen der zerstörten Eisenbahn macht. 
Geschichten an der Grenze des Begreifbaren, Splitter, Fetzen, Fragmente, Eindrücke aus einer disparaten Realität.
Wie die Geschichte von Teresa Neto. Teresa steht auf einer alten portugiesischen Mine. „Wir brauchen Holz“, hatte sie gesagt, „ich suche uns welches.“ 
Klick ... Nur Klick. Mehr nicht. Sie spürt den Klick, sie spürt ihn unter der Fußsohle. Sie erstarrt. Sie heult auf. Sie zittert. Sie hält den Atem an. Sie schwitzt, wahrschein-lich. Sie steht ganz still. Auf einer alten portugiesischen Mine. Keine chinesische Plastikmine oder so. Auf denen kann man nicht stehen. Die explodieren sofort. Eine alte portugiesische Mine. Glück gehabt. ... Glück gehabt, sozusagen. Der Klick aktiviert die Mine nur. Die Explosion erfolgt erst, wenn der Druck von oben nachlässt. Wenn sie jetzt weitergeht, dann geht sie hoch. Nach genau einer Sekunde. Eine einzige Sekunde und sie geht hoch.  .... Einundzwanzig ..... Einundzwanzig ..... .
Teresa steht. Um ihr Leben.