25

April

Money song

"Oh money , you are the honey of my life!"
Die fetten Jahre sind vorbei. Mitten drin war gestern und wird so schnell nicht wieder. Wer heute scheitert ist kein Einzelfall mehr, sein Scheitern ist Teil eines größeren gesellschaftlichen Umwälzungsprozesses. Ina, Stefan und Dirk sind bereit sich einzuschränken. 3 Stadtmenschen, längst nicht mehr jung und noch lange nicht alt. Sie rücken zusammen, haben sich, als eine Art Zweck-WG, eingerichtet in den ehemaligen Firmenräumen von Stefan. Allesamt temporär freigesetzt, insolvent, neurotisch, strukturschwach. Hin- und hergeschleudert zwischen Kaufkraft und Kaufschwäche, zwischen freudig-optimistischem Aufbruch und lähmender Stagnation leisten sie ihren persönlichen Offenbarungseid: Was es heißt durchzukommen, in Zeiten des Übergangs, in denen Lohnerwerb einem Lotteriegewinn gleich kommt und sich Mündigkeit in Konsum erschöpft. Begleitet vom Sound der Großstadt, der zunehmend der Sound des Warenhauses ist, behaupten sie mit anachronistischem Stolz ein Leben jenseits des allgegenwärtigen Verwertungsprinzips, reden in absurd-heroischen Monologen gegen die Sorgen einer ungesicherten Zukunft an und entwerfen melodramatische Ausblicke auf ein Leben in Fülle und verschwenderischer Hingabe. Sie wissen: so wie bisher können sie nicht weitermachen. Während der Aufführung verfolgt eine Live-Kamera nonstop die Performer. Die Zuschauer können die Szenen, die sich zeitgleich in den Nebenräumen des Theaters abspielen, auf Projektionen mitverfolgen, wodurch voyeuristische Streifzüge im Grenzbereich zwischen Film und Theater entstehen.

 

Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Marburg.