Alle reden von Heimat.Wir auch.
Im ersten Teil unserer dreiteiligen Reihe zu Heimat, Schinken, Berg und Tal erarbeitet Rolf Michenfelder mit einem vielsprachigen Chor nicht nur einen Liederabend. Was soll das denn bloß sein, diese Heimat verdammt noch mal? Auch nach Umfragen und Interviews bleibt es ein Mysterium...
Von und mit: Rolf Michenfelder, Nisse Kreysing, Steffi Tauber
„Die Flüchtlingsfrage ist universell geworden. Sie erfordert eine Überprüfung des Selbstverständnisses von Staaten, das heißt: von der Vorstellung eines in Staatsgrenzen lebenden Staatsvolks, dessen Grenzen durch den Staat garantiert werden
Die Lebensunfähigkeit dieser Staatsform in der modernen Welt ist längst erwiesen, und je länger man an ihr festhält, umso böser und rücksichtsloser werden sich die Pervertierungen nicht nur des Nationalstaats, sondern auch des Nationalismus durchsetzen. Der Souveränitätsbegriff des Nationalstaats, der ohnehin aus dem Absolutismus stammt, ist unter heutigen Machtverhältnissen ein gefährlicher Größenwahn. Die für den Nationalstaat typische Fremdenfeindlichkeit ist unter heutigen Verkehrs- und Bevölkerungsbedingungen so provinziell, dass eine bewusst national orientierte Kultur sehr schnell auf den Stand der Folklore und der Heimatkunst herabsinken dürfte. Wirkliche Demokratie aber, und das ist vielleicht in diesem Zusammenhang das Entscheidende, kann es nur geben, wo die Machtzentralisierung des Nationalstaats gebrochen ist und an ihre Stelle die dem föderativen System eigene Diffusion der Macht in viele Machtzentren gesichert ist.“ Hannah Arendt